Vorstellung unseres Projektes sozialen Lernens
1. Ziel des Projekts
Das Compassion-Projekt ist ein Projekt sozialen Lernens. Ziel ist die Entwicklung sozialverpflichteter Haltungen wie Solidarität, Kooperation, Kommunikation und Engagement für Menschen, die aus welchen Gründen auch immer auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen sind. Zu diesem Zweck gehen die Schülerinnen und Schüler der Projektschulen während des Schuljahres jeweils zwei Wochen lang in eine soziale Einrichtung, in Altenheime, Krankenhäuser, Behinderteneinrichtungen, Obdachlosenheime, Kindergärten, Bahnhofsmissionen und ähnliches.
Die Lehrerinnen und Lehrer besuchen die Schülerinnen und Schüler am Praktikumsort, halten Kontakt und begleiten die Praktika vorbereitend und reflektierend in ihrem Fachunterricht. Diese enge Verbindung von Praktikum und Unterricht, Erlebnis und fachspezifischer aufbereiteter Reflexion ist entscheidend und das pädagogisch Neue des Compassion-Unterrichts. Sie beruht auf der Überzeugung, dass Erlebnisse allein wenig bewirken und nach einiger Zeit schlichtweg verpuffen, wenn sie nicht erinnert, artikuliert, reflektiert, bewertet und eingeordnet werden. Das Compassion-Projekt hat freilich alle Vorteile eines erlebnis-pädagogischen Projekts: Es bietet eine Alternative zu einem normalen Schulalltag, es vermittelt ein intensives Erlebnis und man gewiss sein, dass man nach einer überschaubaren Zeit wieder in den normalen Alltag zurückkehren kann. Aber man muss darauf achten, dass diese erlebnis-pädagogische Seite für die Erreichung des Projektziels nicht ausreicht.
Ethische Haltungen beruhen nicht auf Erlebnissen und resultieren nicht aus starken Gefühlen. Für seine Gefühle kann man nichts und für seine Gefühle ist ein Mensch auch nicht verantwortlich zu machen. Gefühle sind ambivalent und können wechseln. Aber die Entscheidung, ob ich einem Menschen menschlich begegne und sozialverpflichtet zu handeln bereit bin, fällt bewusst und dafür allein kann ich mich auch verantworten.
Ethische Haltungen beruhen also auf Einsicht, Urteil und Entscheidung. Das Compassion-Projekt ist deshalb mehr als ein Praktikum. Das für die Zielsetzung des Projekts Entscheidende geschieht letzten Endes im Unterricht, der informierend, reflektierend und bewertend auf Erfahrungen in den Praktika vorbereitet und nachträglich darauf eingeht und auf diese Weise dazu beiträgt, das eine reflektierte Haltung im Sozialen sich bildet. Pädagogischer Kerngedanke der Projektplanung ist also die Überzeugung, dass Sozialpraktika in Verbindung mit Fachunterricht langfristig zu veränderten Handlungsbereitschaften und Haltungen im Bereich des Sozialen führen können.
Die Lehrerinnen und Lehrer besuchen die Schülerinnen und Schüler am Praktikumsort, halten Kontakt und begleiten die Praktika vorbereitend und reflektierend in ihrem Fachunterricht. Diese enge Verbindung von Praktikum und Unterricht, Erlebnis und fachspezifischer aufbereiteter Reflexion ist entscheidend und das pädagogisch Neue des Compassion-Unterrichts. Sie beruht auf der Überzeugung, dass Erlebnisse allein wenig bewirken und nach einiger Zeit schlichtweg verpuffen, wenn sie nicht erinnert, artikuliert, reflektiert, bewertet und eingeordnet werden. Das Compassion-Projekt hat freilich alle Vorteile eines erlebnis-pädagogischen Projekts: Es bietet eine Alternative zu einem normalen Schulalltag, es vermittelt ein intensives Erlebnis und man gewiss sein, dass man nach einer überschaubaren Zeit wieder in den normalen Alltag zurückkehren kann. Aber man muss darauf achten, dass diese erlebnis-pädagogische Seite für die Erreichung des Projektziels nicht ausreicht.
Ethische Haltungen beruhen nicht auf Erlebnissen und resultieren nicht aus starken Gefühlen. Für seine Gefühle kann man nichts und für seine Gefühle ist ein Mensch auch nicht verantwortlich zu machen. Gefühle sind ambivalent und können wechseln. Aber die Entscheidung, ob ich einem Menschen menschlich begegne und sozialverpflichtet zu handeln bereit bin, fällt bewusst und dafür allein kann ich mich auch verantworten.
Ethische Haltungen beruhen also auf Einsicht, Urteil und Entscheidung. Das Compassion-Projekt ist deshalb mehr als ein Praktikum. Das für die Zielsetzung des Projekts Entscheidende geschieht letzten Endes im Unterricht, der informierend, reflektierend und bewertend auf Erfahrungen in den Praktika vorbereitet und nachträglich darauf eingeht und auf diese Weise dazu beiträgt, das eine reflektierte Haltung im Sozialen sich bildet. Pädagogischer Kerngedanke der Projektplanung ist also die Überzeugung, dass Sozialpraktika in Verbindung mit Fachunterricht langfristig zu veränderten Handlungsbereitschaften und Haltungen im Bereich des Sozialen führen können.
2. Wirkungen des Projekts
(aus den Ergebnissen der wissenschaftlichen Begleitung)
Die Schülerinnen und Schüler repräsentieren allesamt jenen sozialisatorischen Mischtypus, der Eigeninteresse und andernorientierte, altruistische Haltungen problemlos miteinander zu verbinden weiß. Es gibt so etwas, wie ein ”High”-Gefühl des Helfens und Jugendliche sind auch bereit zu helfen, wenn der Einsatz für sie einzusehen ist, zeitlich begrenzt bleibt und keine langfristigen Bindungen und Verpflichtungen erfordert. Jugendliche helfen nicht aus einem Pflichtgefühl oder aus einem religiösen Opfermotiv heraus, sondern einfach weil es ”Spaß” macht, d.h.: weil es persönlich bereichernd, erfreulich und menschlich lohnend ist.
Die Praktika stoßen bei den Schülerinnen und Schülern im allgemeinen zunächst auf wohlwollende Unentschiedenheit. Aus ihr wird am Ende des Schuljahres eine wohlwollende Zustimmung. Rund 80% der Schülerinnen und Schüler beurteilen das Praktikum und den begleitenden Unterricht als ”eine gute und wichtige Erfahrung” und meinen, ”das sollte jeder einmal machen”. 41% sagen, sie hätten in diesem Schuljahr ”etwas Wichtiges geleistet”. Die Hälfte der Befragten hatte das Gefühl ”gebraucht zu werden”. Ein Viertel fasst eine Fortsetzung des Projekts ins Auge, aber zwei Drittel hat ”keine Zeit”, will ”Bezahlung” oder hat ”genug davon”. 5% arbeiten bereits an ihrem Einsatzort weiter. Die Zahl derer, die sich zu Beginn des Schuljahres keine Form sozialen Engagements für sich vorstellen konnte, sei es freiwillig oder bezahlt oder ein soziales Pflichtjahr, sinkt nach dem Praktikum bis zum Schuljahresende um rund 20%. Aber es bleibt unter den Schülerinnen und Schülern nicht bei naiv individualistischen Helferwünschen, wie man sofort unterstellen könnte. Die Zahl derer, die von Staat, Kirchen und Gewerkschaften mehr Engagement erwarten, steigt vom Schuljahresbeginn bis zum Schuljahresende im Blick auf den Staat von 36% auf 47%, die Kirchen von 19 auf 32% und die Gewerkschaften von 6% auf 13%.
Besondere Beachtung verdient die unterschiedliche Ausgangslage bei Jungen und Mädchen. Mädchen haben tendenziell andere Befürchtungen und Erwartungen als die Jungen. Sie erwarten eher auch eine – im Projektziel nicht beabsichtigte – berufliche Orientierung durch das Praktikum. Im Anschluss an die Praktika sprechen sie mehr als die Jungen von Gefühlen der Zuneigung, Freude und Spaß. Die Jungen befürchten mehr als die Mädchen, sich zu langweilen oder aus dem Praktikum für sich selbst nichts herausziehen zu können, das für sie selbst von Bedeutung ist. Am Ende des Schuljahres haben sich die Werte der Erwartungen und Befürchtungen angeglichen. Die Jungen revidieren ihre Befürchtungen. Die Mädchen sehen ihre Erwartungen bestätigt. Ein Unterschied freilich bleibt: Mädchen sprechen überraschend öfters von Vorbildwirkungen als die Jungen.
Es scheint, dass Mädchen im Compassion-Projekt die Chance haben, Haltungen zur Geltung zu bringen, die als Ausdruck weiblicher Moral gelten und von ihnen selbstverständlicher genommen werden als das die Jungen von herrschenden Männerbildern her zeigen können. Das heißt nicht, dass Jungen nicht in gleichem Maße fürsorglich und anderen zu-gewandt sein könnten. Das Gegenteil ist der Fall. Ein erheblicher Teil der Jungen baut in den Praktika zuvor geäußerte aggressive Haltungen ab und findet den Kontakt mit Kindern, alten Menschen, behinderten Menschen ausgesprochen belebend. Diese Beobachtung spricht unseres Erachtens dafür, dass im Compassion-Projekt geschlechtsspezifisch unterschiedliche Sozialisationsvoraussetzungen wirksam sind, die den Erfolg des Projekts, gemessen am Zuspruch durch die Schülerinnen und Schüler, eher stützen, aber in kritischer Aufnahme der Geschlechterdebatte innerhalb der Pädagogik weiter zu untersuchen wäre.
67% der Jugendlichen erwarten eine unterrichtliche Begleitung des Praktikums, allerdings sollten diese, wie ein Schüler wohl für viele sprechend formuliert hat, nur ”in den Fächern [stattfinden], in denen sich die Lehrer für die Schüler interessieren.”
In den Augen der Schüler ist nicht das Fach, sondern sind die Lehrer entscheidend. Generell führt das Compassion-Projekt zu einer kritischeren Sicht der Schule und ihres Beitrags zum Wissen um die Welt. In den Klassen, in denen in fünf und mehr Fächern Unterricht zu Compassion gemacht wurde, wird die Lebensrelevanz des schulischen Unterrichts signifikant mehr erlebt. Die Einschätzung der Schüler, was Unterricht zum ”Wissen über die Welt” und zum ”Nachdenken über mich selbst” beiträgt, verändert sich signifikant. Im allgemeinen erwarten die Schüler, dass die Schule zum ”Wissen über die Welt” beiträgt, nicht aber viel zum ”Wissen über mich selbst”. Schulwissen erscheint daher vielen wenig lebensrelevant zu sein. Diese Einschätzung der Schule und des schulischen Unterrichts ändert sich in Compassion-Klassen mit viel Unterricht zum Praktikum deutlich.
Die Schülerinnen und Schüler repräsentieren allesamt jenen sozialisatorischen Mischtypus, der Eigeninteresse und andernorientierte, altruistische Haltungen problemlos miteinander zu verbinden weiß. Es gibt so etwas, wie ein ”High”-Gefühl des Helfens und Jugendliche sind auch bereit zu helfen, wenn der Einsatz für sie einzusehen ist, zeitlich begrenzt bleibt und keine langfristigen Bindungen und Verpflichtungen erfordert. Jugendliche helfen nicht aus einem Pflichtgefühl oder aus einem religiösen Opfermotiv heraus, sondern einfach weil es ”Spaß” macht, d.h.: weil es persönlich bereichernd, erfreulich und menschlich lohnend ist.
Die Praktika stoßen bei den Schülerinnen und Schülern im allgemeinen zunächst auf wohlwollende Unentschiedenheit. Aus ihr wird am Ende des Schuljahres eine wohlwollende Zustimmung. Rund 80% der Schülerinnen und Schüler beurteilen das Praktikum und den begleitenden Unterricht als ”eine gute und wichtige Erfahrung” und meinen, ”das sollte jeder einmal machen”. 41% sagen, sie hätten in diesem Schuljahr ”etwas Wichtiges geleistet”. Die Hälfte der Befragten hatte das Gefühl ”gebraucht zu werden”. Ein Viertel fasst eine Fortsetzung des Projekts ins Auge, aber zwei Drittel hat ”keine Zeit”, will ”Bezahlung” oder hat ”genug davon”. 5% arbeiten bereits an ihrem Einsatzort weiter. Die Zahl derer, die sich zu Beginn des Schuljahres keine Form sozialen Engagements für sich vorstellen konnte, sei es freiwillig oder bezahlt oder ein soziales Pflichtjahr, sinkt nach dem Praktikum bis zum Schuljahresende um rund 20%. Aber es bleibt unter den Schülerinnen und Schülern nicht bei naiv individualistischen Helferwünschen, wie man sofort unterstellen könnte. Die Zahl derer, die von Staat, Kirchen und Gewerkschaften mehr Engagement erwarten, steigt vom Schuljahresbeginn bis zum Schuljahresende im Blick auf den Staat von 36% auf 47%, die Kirchen von 19 auf 32% und die Gewerkschaften von 6% auf 13%.
Besondere Beachtung verdient die unterschiedliche Ausgangslage bei Jungen und Mädchen. Mädchen haben tendenziell andere Befürchtungen und Erwartungen als die Jungen. Sie erwarten eher auch eine – im Projektziel nicht beabsichtigte – berufliche Orientierung durch das Praktikum. Im Anschluss an die Praktika sprechen sie mehr als die Jungen von Gefühlen der Zuneigung, Freude und Spaß. Die Jungen befürchten mehr als die Mädchen, sich zu langweilen oder aus dem Praktikum für sich selbst nichts herausziehen zu können, das für sie selbst von Bedeutung ist. Am Ende des Schuljahres haben sich die Werte der Erwartungen und Befürchtungen angeglichen. Die Jungen revidieren ihre Befürchtungen. Die Mädchen sehen ihre Erwartungen bestätigt. Ein Unterschied freilich bleibt: Mädchen sprechen überraschend öfters von Vorbildwirkungen als die Jungen.
Es scheint, dass Mädchen im Compassion-Projekt die Chance haben, Haltungen zur Geltung zu bringen, die als Ausdruck weiblicher Moral gelten und von ihnen selbstverständlicher genommen werden als das die Jungen von herrschenden Männerbildern her zeigen können. Das heißt nicht, dass Jungen nicht in gleichem Maße fürsorglich und anderen zu-gewandt sein könnten. Das Gegenteil ist der Fall. Ein erheblicher Teil der Jungen baut in den Praktika zuvor geäußerte aggressive Haltungen ab und findet den Kontakt mit Kindern, alten Menschen, behinderten Menschen ausgesprochen belebend. Diese Beobachtung spricht unseres Erachtens dafür, dass im Compassion-Projekt geschlechtsspezifisch unterschiedliche Sozialisationsvoraussetzungen wirksam sind, die den Erfolg des Projekts, gemessen am Zuspruch durch die Schülerinnen und Schüler, eher stützen, aber in kritischer Aufnahme der Geschlechterdebatte innerhalb der Pädagogik weiter zu untersuchen wäre.
67% der Jugendlichen erwarten eine unterrichtliche Begleitung des Praktikums, allerdings sollten diese, wie ein Schüler wohl für viele sprechend formuliert hat, nur ”in den Fächern [stattfinden], in denen sich die Lehrer für die Schüler interessieren.”
In den Augen der Schüler ist nicht das Fach, sondern sind die Lehrer entscheidend. Generell führt das Compassion-Projekt zu einer kritischeren Sicht der Schule und ihres Beitrags zum Wissen um die Welt. In den Klassen, in denen in fünf und mehr Fächern Unterricht zu Compassion gemacht wurde, wird die Lebensrelevanz des schulischen Unterrichts signifikant mehr erlebt. Die Einschätzung der Schüler, was Unterricht zum ”Wissen über die Welt” und zum ”Nachdenken über mich selbst” beiträgt, verändert sich signifikant. Im allgemeinen erwarten die Schüler, dass die Schule zum ”Wissen über die Welt” beiträgt, nicht aber viel zum ”Wissen über mich selbst”. Schulwissen erscheint daher vielen wenig lebensrelevant zu sein. Diese Einschätzung der Schule und des schulischen Unterrichts ändert sich in Compassion-Klassen mit viel Unterricht zum Praktikum deutlich.
3. Äußerungen von Teilnehmenden
Der Name Compassion ist Programm. Der Begriff, verstanden als ”Mitleidenschaft”, ist im politischen Denken der sechziger Jahre (J.F. Kennedy, W. Brandt) bekannt geworden und hat Christen in ihrem pädagogischen Nachdenken bis in die Gegenwart angeregt. Zugleich nimmt dieser Begriff z.B. eine Denktradition auf, wie sie mit dem Begriff der ”Verantwortlichen Gesellschaft” , formuliert durch den Ökumenischen Rat der Kirchen, seit Jahrzehnten das Denken und Handeln der Kirchen in der Gesellschaft und für die Gesellschaft beeinflusst hat und dies nicht gegen Staat und Kommunen, sondern mit ihnen zur Bereitstellung, Sicherung und dynamischen Entwicklung von Lebensmöglichkeiten im Zusammenleben der Angehörigen eines Gemeinwesens und der Staaten untereinander. Eine ”Verantwortliche Gesellschaft” im Sinn einer humanen Gesellschaft wird in Zukunft verstärkt zu tun haben mit ”bürgerschaftlichem Engagement”, mit ”Freiwilligenbörsen”, mit dem
Wahrnehmen des Mitmenschen in seinen jeweiligen sozialen Bezügen und der Ermöglichung und Verbesserung seiner Lebensbedingungen.
Die Haltung, für die ”compassion” steht, ist am besten mit ”Mitleidenschaft”, Wohlwollen, Zuwendung, Hilfsbereitschaft wiederzugeben; Haltungen, die durch kein Gesetz verordnet werden können und ohne die eine Gesellschaft doch nicht auskommt.
Schriftlich niedergelegte Äußerungen von Schülerinnen und Schülern in der ersten Unterrichtsstunde nach den zweiwöchigen Praktika machen deutlich, dass ”verantwortlich werden”, dass ”compassion” erfahren, bedeutet, die Haltung des vertikalen ”Mitleids”, des herablassenden ”Helfens” vermeintlich Starker gegenüber vermeintlich Schwachen hinter sich zu lassen bzw. aktiv zu überschreiten. Stattdessen werden auf Grund des Erlebten neue Fragestellungen reflektiert, die zeigen, dass die Fähigkeit zur verantwortlichen Gestaltung menschlichen Zusammenlebens ohne das gezielte, vorbereitete und reflektierte Erlernen von Verantwortung als Solidarität und Sozialität schwer zu erwerben ist - jedenfalls in einer Gesellschaft der Individualisierung und zugleich der Segregation.
Wahrnehmen des Mitmenschen in seinen jeweiligen sozialen Bezügen und der Ermöglichung und Verbesserung seiner Lebensbedingungen.
Die Haltung, für die ”compassion” steht, ist am besten mit ”Mitleidenschaft”, Wohlwollen, Zuwendung, Hilfsbereitschaft wiederzugeben; Haltungen, die durch kein Gesetz verordnet werden können und ohne die eine Gesellschaft doch nicht auskommt.
Schriftlich niedergelegte Äußerungen von Schülerinnen und Schülern in der ersten Unterrichtsstunde nach den zweiwöchigen Praktika machen deutlich, dass ”verantwortlich werden”, dass ”compassion” erfahren, bedeutet, die Haltung des vertikalen ”Mitleids”, des herablassenden ”Helfens” vermeintlich Starker gegenüber vermeintlich Schwachen hinter sich zu lassen bzw. aktiv zu überschreiten. Stattdessen werden auf Grund des Erlebten neue Fragestellungen reflektiert, die zeigen, dass die Fähigkeit zur verantwortlichen Gestaltung menschlichen Zusammenlebens ohne das gezielte, vorbereitete und reflektierte Erlernen von Verantwortung als Solidarität und Sozialität schwer zu erwerben ist - jedenfalls in einer Gesellschaft der Individualisierung und zugleich der Segregation.