St. Raphael hilft Togo e.V. - Jahresbericht 2000
Liebe Schülerinnen und Schüler! Liebe Eltern! Liebe Togo-Freunde!
Wieder ist es Herbst geworden, wieder hat ein neues Schuljahr begonnen, und damit wird es wieder Zeit, die Fragen von vielen Freunden zu beantworten: Was machen die Togo-Projekte, wie geht es den Menschen dort, besonders unseren dortigen Freunden? Diese neue Togo-Information soll Antwort auf die Fragen geben. Wir sind in diesem Jahr in der glücklichen Lage, manches zu berichten, was Frau Dilger, die über Ostern zusammen mit ihrem Mann Togo besucht hat, selbst sehen und wahrnehmen konnte.
Dass sich die allgemeine wirtschaftliche Lage verschlechtert hat, wird, so berichtet sie, schon im Straßenbild deutlich. Die Kleidung der Menschen ist ärmlich. Traditionelle, handgewebte Stoffe werden so gut wie gar nicht mehr getragen, auch bunt bedruckte Baumwollstoffe mit dem typischen Design sind selten geworden. Togo wird, wie viele an-dere Entwicklungsländer auch, überschwemmt mit Kleidern aus Altkleidersammlungen aus Europa. Diese "Kleider der toten Europäer", wie man in Togo sagt, sind billiger als selbst die preisgünstigsten einheimischen Stoffe und somit für die Bevölkerung, die kaum weiß, wovon sie leben soll, am erschwinglichsten. "Gut", denkt vielleicht mancher, wenn er das zuerst hört, "da haben die armen Menschen wenigstens etwas zum Anziehen, und unsere abgelegten Sachen werden noch sinnvoll verwendet." Dagegen ist ein großes Aber zu setzen. Wenn einheimische Textilien nicht verkauft werden können wegen der Konkur-renz mit europäischen Waren, dann hat das zur Folge, dass ein ganzer Wirtschaftszweig lahmgelegt wird, alle Unternehmen, die auch nur irgendwie mit Textilien zu tun haben, an-gefangen von den Baumwollpflückern bis zur kleinen Näherin in Stadt und Dorf und dem Kleinhändler auf dem Wochenmarkt.
Weiterhin fällt auf, dass der Tourismus fast zum Erliegen gekommen ist. Ein Grund ist gewiss die Visumpflicht, ein Hindernis für viele Reisewillige. Weil aber die Touristen aus-bleiben, fehlen die Einnahmen in den Hotels, die zunehmend verfallen und alles andere als einladend sind; es fehlen die Einnahmen bei den zahlreichen Kleinhändlern, die vom Verkauf von Souvenirs leben, es fehlen die Einnahmen bei den verschiedenartigsten Zulieferern für diese Märkte. Ein Teufelskreis!
Schlechter geworden ist auch die Energieversorgung. Die Betriebe zur Energiegewinnung sind veraltet, überaltert und halten den heutigen Anforderungen nicht stand, denn auch in Togo hat der technische Fortschritt mit erhöhtem Energieverbrauch Einzug gehalten. So sind - trotz Sicherungsvorkehrungen - durch elektrische Überspannung die Computer in Nicolas' Computer-Zentrum in Sokodé so sehr beschädigt worden, dass es fraglich ist, ob sie noch einmal einsatzfähig werden. Nicolas als Computerspezialist hat sich selbst um die Reparatur bemüht. Seine Bitte an das Land, mit für den Schaden aufzukommen, verhallt im leeren Raum. "Der Staat bremst jeden Elan und entmutigt die Leute mit gutem Willen", so die Aussage von Nicolas. Dabei hatte sich gerade sein Computer-Zentrum so gut entwi-ckelt. Das kleine Unternehmen hatte die staatliche Anerkennung erhalten, Einführungskur-se in Informatik zu erteilen. Die Nachfrage nach diesen Kursen war groß. Das Zentrum sollte Zugang zum Internet erhalten und dadurch die Dienste und Ausbildungsmöglichkeiten erweitern. Aus diesen Projekten wird vorläufig nichts.
Schlecht ist die Situation bei den Staatsangestellten, seien es Ärzte, Lehrer, sonstige Beam-te, vielfach hoch qualifizierte Leute. Oft erhalten sie über Monate nicht das Gehalt, das ih-nen zugesichert ist, oft gar kein Geld. Aber das Leben muss weitergehen, die Ausgaben für die Ausbildung der Kinder, also Investitionen in die Zukunft, werden nicht weniger. Leh-rern, die keine Beamte sind, geht es noch schlechter. Ihre Bezahlung ist weit geringer und noch viel unsicherer. Durch Streiks versuchen sie, die finanzielle Gleichstellung mit den Beamten zu erreichen. Erfolgversprechend sind die Unternehmungen nicht. Leidtragende sind die Kinder und Jugendlichen, deren Schulausbildung auf der Strecke bleibt, denn die staatlichen Anforderungen für die zentralen Prüfungen am Ende jeden Schuljahres bleiben unvermindert hoch.
Wenn es also vereinzelt Streik gibt, im allgemeinen ist die Lage in Togo ruhig. Unruhen, die auf Aufstände hindeuten, sind nicht zu bemerken. Die meisten Menschen haben die schmerzliche Erfahrung gemacht, dass sie gegen die Scheindemokratie ihres Präsidenten Eyadéma machtlos sind. Sie resignieren. Viele wollen offensichtlich einfach abwarten und fristen das Leben, wie es eben geht. Wer ein Stückchen Land bearbeiten kann, schätzt sich glücklich, mit dem Ertrag wenigstens die elementaren Bedürfnisse decken zu können. Menschen, die über das Hier und Heute hinausdenken, fragen bange: Wie lange geht das noch? Wie lange können wir, kann Togo so weiter existieren?
Was viele in dieser Situation aufrecht hält, ist ein unerschütterlicher Glaube an Gott. Es ist nicht ein fatalistisches Hinnehmen, sondern ein Leben aus der Kraft des Evangeliums, der Frohen Botschaft. Deshalb bleibt die Freude als Grundton erhalten, deshalb verstummen Gesang und Spiel nicht. In dieser Hinsicht könnten wir gewiss manches von den Afrika-nern lernen.
Nun aber soll auch noch von unseren Freunden die Rede sein. Corneille ist auch weiterhin der Anwalt unserer Sache in Sokodé. Vor Ort steht er unseren Freunden mit Rat und Tat zur Seite, vertritt unsere Sache und verwaltet gewissenhaft die Gelder, die zu festgesetzten Zeiten weiter zu leiten sind. In seiner Bäckerei hat er zu kämpfen. Die Stromausfälle, von denen schon in den Vorjahren die Rede gewesen ist und die den Betrieb bisweilen lahmle-gen, sind eher häufiger geworden. Neben dem Geschäft gewinnt der Biergarten, der vor al-lem von seiner Frau Marie-Claire betrieben wird, an Bedeutung. Beide, Corneille und Marie-Claire, freuen sich an ihrer kleinen Tochter Heidi-Marie, einem gesunden Kind, das im November 1999 geboren wurde.
Von Schwierigkeiten, mit denen Nicolas zu kämpfen hat, war oben schon die Rede. Er-wähnenswert ist sicher, dass Nicolas als Behinderter weiteren zwei Behinderten Arbeit und Brot bietet. Leicht ist die Situation nicht. Zu den technischen Schwierigkeiten kommen Konflikte mit Vermietern, die offensichtlich aus dem aufblühenden kleinen Unternehmen ihren Profit ziehen wollen und auch vor Verleumdungen nicht zurückschrecken, um Geld locker zu machen. Nicolas und seine Freunde hoffen, andere Räumlichkeiten finden zu können.
Henri hat seine Ausbildung als Automechaniker in der Lehrwerkstätte beendet. Er beginnt ein Praktikum in einer anderen Garage, um seine Kenntnisse und Erfahrungen zu erwei-tern. Dann erst wird es möglich sein mit ihm zusammen zu planen, wie es weitergehen soll.
Die Zukunft von Geneviève und Léopold schien gesichert zu sein, nachdem Léopold eine Hilfslehrerstelle bekommen hatte. Doch bedingt durch die allgemeine wirtschaftliche Lage im Land erhält er seit Monaten kein Gehalt, und Geneviève kann aus den gleichen Grün-den keine Schneiderarbeiten, besonders Babykleidung, absetzen. Durch eine einmalige, gezielte Spende von ungenannter Seite konnte ihr die Möglichkeit gegeben werden, einen kleinen "Kramladen" einzurichten. Dort bietet sie alles feil, was zu den elementaren Be-dürfnissen des Lebens gehört: Salz, Nähgarn, Nadeln, Reis, Tomatenmark, Büchsenfisch etc. Es bleibt zu hoffen, dass damit für die nächste Zukunft gesorgt ist.
Die Diabetiker, Mutter und Schwester von Raphaël-Kossi, brauchen weiterhin unsere Un-terstützung für Medikamente und den Lebensunterhalt, während Kossi aus dem Kreis de-rer, die bisher Zuwendungen von uns erhalten haben, ausgeschieden ist. Seine Schwester Francisca-Afia hat eine Ausbildung als Friseuse begonnen. Es bleibt zu hoffen, dass sie bald selbstständig wird.
Cosme steht mitten in der Abiturprüfung. Er ist zuversichtlich, dass er sie zu einem guten Ende bringen wird. Dann möchte er ins Priesterseminar in Ouidah / Benin eintreten. Mit Gottes Hilfe - und unserer Unterstützung - hofft er, sein Ziel erreichen zu können.
Um Frau Ayéva ist es still geworden. Ihre Tochter Fatou hat ein Studium in Lomé begon-nen. Insgesamt scheint sich die wirtschaftliche Situation in der Familie verbessert zu ha-ben. Gebe Gott, dass es wirklich so ist.
Die anderen jungen Freunde haben, jeder auf seine Art, mit den misslichen Verhältnissen zu ringen. Es geht um die Suche nach Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten. Einige, z.B. Romain, haben Kurzzeitverträge für einige Monate. Sie leisten dann gute Arbeit und hof-fen auf eine feste Anstellung. Aber durch die wirtschaftliche Lage im Land wird diese Hoffnung schnell wieder zerstört. Frau Dilger konnte sich bei ihrem Besuch in Togo davon überzeugen, dass die jungen Leute auf unterschiedliche Weise unter der Situation leiden.
Erfreuliches ist von Soeur Julie und ihrem Kinderheim in Benin zu melden. Dort wurde Frau Dilger und den Mitreisenden ein herzlicher Empfang bereitet mit Gesang und Tanz der Kinder und der Schwestern. Schnell waren auch die Besucher mit einbezogen in die Welle der Freude und Fröhlichkeit, der Geborgenheit und des Wohlwollens. Sie konnten sich überzeugen, dass die Gelder gut und sinnvoll angelegt werden. Im gesamten Gelände wurden Reparaturen und Verbesserungen vorgenommen, so dass alles wohnlicher wirkt im Vergleich mit dem Zustand vor einigen Jahren. Die Mauer, mit der das Areal des Kinder-heims abgegrenzt ist, bietet Schutz gegen Übergriffe von außen. So sind die kleinen Anpflanzungen, mit deren Ertrag das Nötigste für den täglichen Bedarf abgedeckt wird, gesichert. Die größeren Mädchen, die eine Ausbildung im Schneiderhandwerk erhalten, lieferten den Beweis ihres Könnens und ernteten dafür Lob und Anerkennung. Wenn wir unsere Maßstäbe anlegen, ist alles noch arm, einfach, ja primitiv. Aber für die Kinder, die sonst verwahrlosten, wird gesorgt, und, was wohl am wichtigsten ist: die Atmosphäre "stimmt". Die Kinder fühlen sich wohl, weil sie die Liebe der Schwestern spüren und täglich erfahren, dass es gute Menschen gibt, die bereit sind, ihnen zu helfen. Zu diesen guten Menschen gehören auch Sie und Ihr alle!!
Ich komme zum Schluss. Ich denke, Sie konnten diesen Informationen entnehmen, wie wichtig und notwendig unsere Hilfe zur Selbsthilfe weiterhin in Togo ist. Sie konnten aber auch erfahren, dass unsere Freunde selbst im Rahmen der sozio-ökonomischen Bedingun-gen intensiv mitwirken, um das Beste aus den empfangenen Gaben zu machen.
Wir schließen mit herzlichen Worten des Dankes. Danken wollen wir den Schulleitungen der St. Raphael Schulen. Immer wieder lassen sie uns teilnehmen am Reinerlös der Schul-feste oder an Kollekten. Allen Schülerinnen und Schülern ein Wort des Dankes für jede Spende, die dazu beiträgt, aktuelle Not zu lindern. Ihnen, liebe Eltern und Freunde, gilt auch in diesem Jahr unser Dank. Nur durch die Großzügigkeit und die Treue vieler zur To-go-Sache ist es möglich, die Projekte weiterzuführen und Menschen zu helfen, menschen-würdig zu leben. Deshalb bitten wir auch sehr herzlich um weitere Unterstützung. Bei allen Schwierigkeiten, von denen diese Informationen berichten: Wir haben den Eindruck, dass der Same Frucht bringt. Wie groß der "Ertrag" ist, das weiß Gott allein.
In Seine Obhut geben wir gerade in diesem Jubeljahr der Erlösung unsere Freunde in Togo in der Zuversicht: Christus gestern, heute und in Ewigkeit. Sein ist die Zeit. Diese Losung des Jubiläumsjahres ist auch in den Kirchen Togos und überall in Afrika zu lesen. Als Mitarbeiter des Herrn sind wir berufen, unseren Beitrag zu leisten, damit dieses Wort immer mehr Wirklichkeit wird, damit Sein Reich komme!
Ich grüße Sie sehr herzlich, auch im Namen des Vereins "St. Raphael hilft Togo", beson-ders aber von Herrn Mackert, dem Vorsitzenden, und von Frau Dilger. Ihr möchte ich an dieser Stelle einmal danken für ihren unermüdlichen Einsatz für unsere Freunde in Togo.
Ihnen allen, bekannt oder unbekannt, herzlich verbunden
S. Roswitha Völzgen
Trier, im Herbst 2000
Bankverbindung: Sparkasse Heidelberg "St. Raphael hilft Togo e.V."
Konto-Nr. 10 19 210 , BLZ 672 500 20
Wieder ist es Herbst geworden, wieder hat ein neues Schuljahr begonnen, und damit wird es wieder Zeit, die Fragen von vielen Freunden zu beantworten: Was machen die Togo-Projekte, wie geht es den Menschen dort, besonders unseren dortigen Freunden? Diese neue Togo-Information soll Antwort auf die Fragen geben. Wir sind in diesem Jahr in der glücklichen Lage, manches zu berichten, was Frau Dilger, die über Ostern zusammen mit ihrem Mann Togo besucht hat, selbst sehen und wahrnehmen konnte.
Dass sich die allgemeine wirtschaftliche Lage verschlechtert hat, wird, so berichtet sie, schon im Straßenbild deutlich. Die Kleidung der Menschen ist ärmlich. Traditionelle, handgewebte Stoffe werden so gut wie gar nicht mehr getragen, auch bunt bedruckte Baumwollstoffe mit dem typischen Design sind selten geworden. Togo wird, wie viele an-dere Entwicklungsländer auch, überschwemmt mit Kleidern aus Altkleidersammlungen aus Europa. Diese "Kleider der toten Europäer", wie man in Togo sagt, sind billiger als selbst die preisgünstigsten einheimischen Stoffe und somit für die Bevölkerung, die kaum weiß, wovon sie leben soll, am erschwinglichsten. "Gut", denkt vielleicht mancher, wenn er das zuerst hört, "da haben die armen Menschen wenigstens etwas zum Anziehen, und unsere abgelegten Sachen werden noch sinnvoll verwendet." Dagegen ist ein großes Aber zu setzen. Wenn einheimische Textilien nicht verkauft werden können wegen der Konkur-renz mit europäischen Waren, dann hat das zur Folge, dass ein ganzer Wirtschaftszweig lahmgelegt wird, alle Unternehmen, die auch nur irgendwie mit Textilien zu tun haben, an-gefangen von den Baumwollpflückern bis zur kleinen Näherin in Stadt und Dorf und dem Kleinhändler auf dem Wochenmarkt.
Weiterhin fällt auf, dass der Tourismus fast zum Erliegen gekommen ist. Ein Grund ist gewiss die Visumpflicht, ein Hindernis für viele Reisewillige. Weil aber die Touristen aus-bleiben, fehlen die Einnahmen in den Hotels, die zunehmend verfallen und alles andere als einladend sind; es fehlen die Einnahmen bei den zahlreichen Kleinhändlern, die vom Verkauf von Souvenirs leben, es fehlen die Einnahmen bei den verschiedenartigsten Zulieferern für diese Märkte. Ein Teufelskreis!
Schlechter geworden ist auch die Energieversorgung. Die Betriebe zur Energiegewinnung sind veraltet, überaltert und halten den heutigen Anforderungen nicht stand, denn auch in Togo hat der technische Fortschritt mit erhöhtem Energieverbrauch Einzug gehalten. So sind - trotz Sicherungsvorkehrungen - durch elektrische Überspannung die Computer in Nicolas' Computer-Zentrum in Sokodé so sehr beschädigt worden, dass es fraglich ist, ob sie noch einmal einsatzfähig werden. Nicolas als Computerspezialist hat sich selbst um die Reparatur bemüht. Seine Bitte an das Land, mit für den Schaden aufzukommen, verhallt im leeren Raum. "Der Staat bremst jeden Elan und entmutigt die Leute mit gutem Willen", so die Aussage von Nicolas. Dabei hatte sich gerade sein Computer-Zentrum so gut entwi-ckelt. Das kleine Unternehmen hatte die staatliche Anerkennung erhalten, Einführungskur-se in Informatik zu erteilen. Die Nachfrage nach diesen Kursen war groß. Das Zentrum sollte Zugang zum Internet erhalten und dadurch die Dienste und Ausbildungsmöglichkeiten erweitern. Aus diesen Projekten wird vorläufig nichts.
Schlecht ist die Situation bei den Staatsangestellten, seien es Ärzte, Lehrer, sonstige Beam-te, vielfach hoch qualifizierte Leute. Oft erhalten sie über Monate nicht das Gehalt, das ih-nen zugesichert ist, oft gar kein Geld. Aber das Leben muss weitergehen, die Ausgaben für die Ausbildung der Kinder, also Investitionen in die Zukunft, werden nicht weniger. Leh-rern, die keine Beamte sind, geht es noch schlechter. Ihre Bezahlung ist weit geringer und noch viel unsicherer. Durch Streiks versuchen sie, die finanzielle Gleichstellung mit den Beamten zu erreichen. Erfolgversprechend sind die Unternehmungen nicht. Leidtragende sind die Kinder und Jugendlichen, deren Schulausbildung auf der Strecke bleibt, denn die staatlichen Anforderungen für die zentralen Prüfungen am Ende jeden Schuljahres bleiben unvermindert hoch.
Wenn es also vereinzelt Streik gibt, im allgemeinen ist die Lage in Togo ruhig. Unruhen, die auf Aufstände hindeuten, sind nicht zu bemerken. Die meisten Menschen haben die schmerzliche Erfahrung gemacht, dass sie gegen die Scheindemokratie ihres Präsidenten Eyadéma machtlos sind. Sie resignieren. Viele wollen offensichtlich einfach abwarten und fristen das Leben, wie es eben geht. Wer ein Stückchen Land bearbeiten kann, schätzt sich glücklich, mit dem Ertrag wenigstens die elementaren Bedürfnisse decken zu können. Menschen, die über das Hier und Heute hinausdenken, fragen bange: Wie lange geht das noch? Wie lange können wir, kann Togo so weiter existieren?
Was viele in dieser Situation aufrecht hält, ist ein unerschütterlicher Glaube an Gott. Es ist nicht ein fatalistisches Hinnehmen, sondern ein Leben aus der Kraft des Evangeliums, der Frohen Botschaft. Deshalb bleibt die Freude als Grundton erhalten, deshalb verstummen Gesang und Spiel nicht. In dieser Hinsicht könnten wir gewiss manches von den Afrika-nern lernen.
Nun aber soll auch noch von unseren Freunden die Rede sein. Corneille ist auch weiterhin der Anwalt unserer Sache in Sokodé. Vor Ort steht er unseren Freunden mit Rat und Tat zur Seite, vertritt unsere Sache und verwaltet gewissenhaft die Gelder, die zu festgesetzten Zeiten weiter zu leiten sind. In seiner Bäckerei hat er zu kämpfen. Die Stromausfälle, von denen schon in den Vorjahren die Rede gewesen ist und die den Betrieb bisweilen lahmle-gen, sind eher häufiger geworden. Neben dem Geschäft gewinnt der Biergarten, der vor al-lem von seiner Frau Marie-Claire betrieben wird, an Bedeutung. Beide, Corneille und Marie-Claire, freuen sich an ihrer kleinen Tochter Heidi-Marie, einem gesunden Kind, das im November 1999 geboren wurde.
Von Schwierigkeiten, mit denen Nicolas zu kämpfen hat, war oben schon die Rede. Er-wähnenswert ist sicher, dass Nicolas als Behinderter weiteren zwei Behinderten Arbeit und Brot bietet. Leicht ist die Situation nicht. Zu den technischen Schwierigkeiten kommen Konflikte mit Vermietern, die offensichtlich aus dem aufblühenden kleinen Unternehmen ihren Profit ziehen wollen und auch vor Verleumdungen nicht zurückschrecken, um Geld locker zu machen. Nicolas und seine Freunde hoffen, andere Räumlichkeiten finden zu können.
Henri hat seine Ausbildung als Automechaniker in der Lehrwerkstätte beendet. Er beginnt ein Praktikum in einer anderen Garage, um seine Kenntnisse und Erfahrungen zu erwei-tern. Dann erst wird es möglich sein mit ihm zusammen zu planen, wie es weitergehen soll.
Die Zukunft von Geneviève und Léopold schien gesichert zu sein, nachdem Léopold eine Hilfslehrerstelle bekommen hatte. Doch bedingt durch die allgemeine wirtschaftliche Lage im Land erhält er seit Monaten kein Gehalt, und Geneviève kann aus den gleichen Grün-den keine Schneiderarbeiten, besonders Babykleidung, absetzen. Durch eine einmalige, gezielte Spende von ungenannter Seite konnte ihr die Möglichkeit gegeben werden, einen kleinen "Kramladen" einzurichten. Dort bietet sie alles feil, was zu den elementaren Be-dürfnissen des Lebens gehört: Salz, Nähgarn, Nadeln, Reis, Tomatenmark, Büchsenfisch etc. Es bleibt zu hoffen, dass damit für die nächste Zukunft gesorgt ist.
Die Diabetiker, Mutter und Schwester von Raphaël-Kossi, brauchen weiterhin unsere Un-terstützung für Medikamente und den Lebensunterhalt, während Kossi aus dem Kreis de-rer, die bisher Zuwendungen von uns erhalten haben, ausgeschieden ist. Seine Schwester Francisca-Afia hat eine Ausbildung als Friseuse begonnen. Es bleibt zu hoffen, dass sie bald selbstständig wird.
Cosme steht mitten in der Abiturprüfung. Er ist zuversichtlich, dass er sie zu einem guten Ende bringen wird. Dann möchte er ins Priesterseminar in Ouidah / Benin eintreten. Mit Gottes Hilfe - und unserer Unterstützung - hofft er, sein Ziel erreichen zu können.
Um Frau Ayéva ist es still geworden. Ihre Tochter Fatou hat ein Studium in Lomé begon-nen. Insgesamt scheint sich die wirtschaftliche Situation in der Familie verbessert zu ha-ben. Gebe Gott, dass es wirklich so ist.
Die anderen jungen Freunde haben, jeder auf seine Art, mit den misslichen Verhältnissen zu ringen. Es geht um die Suche nach Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten. Einige, z.B. Romain, haben Kurzzeitverträge für einige Monate. Sie leisten dann gute Arbeit und hof-fen auf eine feste Anstellung. Aber durch die wirtschaftliche Lage im Land wird diese Hoffnung schnell wieder zerstört. Frau Dilger konnte sich bei ihrem Besuch in Togo davon überzeugen, dass die jungen Leute auf unterschiedliche Weise unter der Situation leiden.
Erfreuliches ist von Soeur Julie und ihrem Kinderheim in Benin zu melden. Dort wurde Frau Dilger und den Mitreisenden ein herzlicher Empfang bereitet mit Gesang und Tanz der Kinder und der Schwestern. Schnell waren auch die Besucher mit einbezogen in die Welle der Freude und Fröhlichkeit, der Geborgenheit und des Wohlwollens. Sie konnten sich überzeugen, dass die Gelder gut und sinnvoll angelegt werden. Im gesamten Gelände wurden Reparaturen und Verbesserungen vorgenommen, so dass alles wohnlicher wirkt im Vergleich mit dem Zustand vor einigen Jahren. Die Mauer, mit der das Areal des Kinder-heims abgegrenzt ist, bietet Schutz gegen Übergriffe von außen. So sind die kleinen Anpflanzungen, mit deren Ertrag das Nötigste für den täglichen Bedarf abgedeckt wird, gesichert. Die größeren Mädchen, die eine Ausbildung im Schneiderhandwerk erhalten, lieferten den Beweis ihres Könnens und ernteten dafür Lob und Anerkennung. Wenn wir unsere Maßstäbe anlegen, ist alles noch arm, einfach, ja primitiv. Aber für die Kinder, die sonst verwahrlosten, wird gesorgt, und, was wohl am wichtigsten ist: die Atmosphäre "stimmt". Die Kinder fühlen sich wohl, weil sie die Liebe der Schwestern spüren und täglich erfahren, dass es gute Menschen gibt, die bereit sind, ihnen zu helfen. Zu diesen guten Menschen gehören auch Sie und Ihr alle!!
Ich komme zum Schluss. Ich denke, Sie konnten diesen Informationen entnehmen, wie wichtig und notwendig unsere Hilfe zur Selbsthilfe weiterhin in Togo ist. Sie konnten aber auch erfahren, dass unsere Freunde selbst im Rahmen der sozio-ökonomischen Bedingun-gen intensiv mitwirken, um das Beste aus den empfangenen Gaben zu machen.
Wir schließen mit herzlichen Worten des Dankes. Danken wollen wir den Schulleitungen der St. Raphael Schulen. Immer wieder lassen sie uns teilnehmen am Reinerlös der Schul-feste oder an Kollekten. Allen Schülerinnen und Schülern ein Wort des Dankes für jede Spende, die dazu beiträgt, aktuelle Not zu lindern. Ihnen, liebe Eltern und Freunde, gilt auch in diesem Jahr unser Dank. Nur durch die Großzügigkeit und die Treue vieler zur To-go-Sache ist es möglich, die Projekte weiterzuführen und Menschen zu helfen, menschen-würdig zu leben. Deshalb bitten wir auch sehr herzlich um weitere Unterstützung. Bei allen Schwierigkeiten, von denen diese Informationen berichten: Wir haben den Eindruck, dass der Same Frucht bringt. Wie groß der "Ertrag" ist, das weiß Gott allein.
In Seine Obhut geben wir gerade in diesem Jubeljahr der Erlösung unsere Freunde in Togo in der Zuversicht: Christus gestern, heute und in Ewigkeit. Sein ist die Zeit. Diese Losung des Jubiläumsjahres ist auch in den Kirchen Togos und überall in Afrika zu lesen. Als Mitarbeiter des Herrn sind wir berufen, unseren Beitrag zu leisten, damit dieses Wort immer mehr Wirklichkeit wird, damit Sein Reich komme!
Ich grüße Sie sehr herzlich, auch im Namen des Vereins "St. Raphael hilft Togo", beson-ders aber von Herrn Mackert, dem Vorsitzenden, und von Frau Dilger. Ihr möchte ich an dieser Stelle einmal danken für ihren unermüdlichen Einsatz für unsere Freunde in Togo.
Ihnen allen, bekannt oder unbekannt, herzlich verbunden
S. Roswitha Völzgen
Trier, im Herbst 2000
Bankverbindung: Sparkasse Heidelberg "St. Raphael hilft Togo e.V."
Konto-Nr. 10 19 210 , BLZ 672 500 20