aus: Konradsblatt 3/2003 (19.01.2003); Seite 20/21
Es war nicht die verbale Unterstützung, die Agnes-Octavia Hünerfeld fehlte. Spätestens seit ihrer Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin der früheren CDU-Abgeordneten Löwisch im Bundestag macht sie sich Gedanken über das gesellschaftliche Mit- und Gegeneinander, das sie täglich erlebt, über die Schwierigkeiten zwischen Alt und Jung, an denen sie selbst beteiligt ist.
Die Verlautbarungen über den vermeintlichen "Erziehungsnotstand" in deutschen Familien und Schulen, gar eine dräuende "Erziehungskatastrophe", sind inzwischen reichlich. "Ich habe auch schon viele Menschen erlebt, die sich sehr vernünftig zu diesem Thema geäußert haben", sagt Hünerfeld. "Aber die Vernetzung fehlt."
Es bedarf keiner sonderlichen Sensibilität, um mitzubekommen, dass der Ton auf Straßen und Schulhöfen rauer und rücksichtsloser geworden ist und die Reise im öffentlichen Personennahverkehr zuweilen kampfartige Züge annimmt. Unschwer auch, sich auszumalen, dass ein Stadtbummel mit Kinderwagen schnell zum Horror werden kann. Mag es demgegenüber folgerichtig und magenfreundlich sein, dem Ärger über die allgemeine Rücksichtslosigkeit in der Gesellschaft Luft zu machen: erledigt ist das Problem auf diese Weise nicht.
Dabei dürfte es recht wahrscheinlich sein, dass viele Leute unter dem Gefühl einer verbreiteten "sozialen Kälte" leiden und besonders Couragierte sogar versuchen, den Teufelskreis der Gleichgültigkeit durch persönliche Anteilnahme aufzubrechen.
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Ring frei für eine neue Werte
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