Festakt zum 150. Jubiläum der Lender.

Schulstiftung Freiburg revoluzzer lender 1

„Wie erklären wir Herrn Lender denn nur den Lender-Geist?“ Für die Schüler Ruby, Mia und Liam war es wahrlich nicht einfach, als beim Festakt 150 Jahre Heimschule Lender plötzlich ein Herr mit Zylinder und Frack hereinplatzte. Ziemlich verdutzt suchte er beim Besuch in der Cafeteria „seine Schule“, mit „eine Portion Gemischt mit Soße“, „vegetarischen Nuggets“ und „Mousse au Chocolat“ konnte er überhaupt nichts anfangen. Doch die Schüler in der Spielszene waren mit dem Zeitreisenden sehr verständnisvoll, demonstrierten ihm die Funktion von Tablets und erklärten ihm, dass es keine schulische Metzgerei mehr gebe und Schüler auch nicht mehr vor dem Unterricht auf dem Acker Lebensmittel anbauen mussten. Aber trotz der Unterschiede von früher und heute blieb der „Lender-Geist“ gleich. Denn der stehe für „Gemeinschaft, Toleranz und Nächstenliebe“ und dafür, dass es zwar tausende Gymnasien, aber nur eine Lender gebe, so das Fazit der Begegnung mit „Herrn Lender“. Nach dem Skript „Eat. Pray. Lender“ der Kreativ-Schreiben-AG (Leitung Laura Fischer) wurde auf lebendige und humorvolle Weise der ganz besonderen „Lender-Geist“ auf den Punkt gebracht.
Was Franz Xaver Lender vor 150 Jahren mit Herzensbildung im Sasbacher Pfarrhaus und dem Lateinunterricht von vier Knaben begann, entwickelte sich zu einer der größten kirchlichen Schulen in Baden-Württemberg und darüber hinaus, was in den Reden immer wieder anklang. Deshalb rollte die Heimschule Lender mit Schulleiter Marco Cataldo und dessen Team für die zahlreichen Gäste den „roten Teppich“ aus und demonstrierte von einem festlichen Gottesdienst über Musik, Gesang und Theaterspiel bis zur köstlichen Kulinarik aus der Lender-Küche, welche Qualitäten die Gründung des Priesters, Dekans, Politikers, Bankgründers und Lehrers heute hat. Den historischen Hintergrund der Gründung skizzierte Marco Cataldo und er verwies auf Themen wie Kulturkampf, Industrialisierung, Technik-Gläubigkeit und Säkularisierung, was dazu führte, dass sich die Lebensverhältnisse der Menschen schnell und tiefgreifend veränderten. In diesem gesellschaftlichen „Sturm“ habe Lender in Sasbach „einen sicheren Hafen gebaut, der für Generationen zur Heimat wurde.“ Wie dieses „Heimat“ auf Zukunft hin gestaltet sein könnte, zeigte der Jesuiten-Pater Klaus Mertes in einer faszinierenden Festrede mit wertvollen pädagogisch-christlichen Impulsen inmitten eines säkularen Umfeld auf, indem er Bildung als „Geschenk“, Schulbesuch als Ausdruck von Freiheit und Bildung als „Herzensbildung“ näher erläuterte. Die bedeute, „das eigene Herz zu trainieren, um die ganze Menschheit in der anderen Person zu sehen.“ Kurz gefasst bedeute dies „Liebe deinen Nächsten“ und damit die Erwartung, dass beide Seiten die Grundrechte und die Menschenwürde achten. Deshalb müsste es in der Schule wesentlich darum gehen, wie Kinder und Jugendliche ihren eigenen inneren Wert erkennen und nicht blind werden für die Würde des anderen. Deshalb bedarf es Freiräume, in denen Schüler in Stille und ohne moralischen Druck ihrem Wert auf die Spur kommen können.
Die Schule habe den Wandel der Zeit nicht nur begleitet, sondern ihn aktiv mitgestaltet, das Bildungsangebot stetig erweitert und Schwerpunkte im Profil wie Musik, Wissenschaft, Kunst und Sport gesetzt, betonte Patrick Krug, Direktor der Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg. Was im Laufe der Veränderungen blieb, war der Geist der Lender, junge Menschen dazu zu ermutigen, „auf der Basis eines soliden christlichen Wertefundaments und einer umfassenden Bildung mit Neugier und Entschlossenheit in die Zukunft zu gehen.“ Die Schulstiftung als Träger habe seit 1993 diesen Weg begleitet und mit Hilfe der Erzdiözese über 20 Millionen Euro in Gebäude und Ausstattung investiert, um einen möglichst guten Rahmen für die stetig neuen Herausforderungen zu eröffnen.
„Das Engagement der Kirche für die Bildung junger Menschen ist Ausdruck des christlichen Menschenbildes“, so Staatssekretärin Sandra Boser vom Kultusministerium. Die Heimschule Lender als kirchliche Schule habe in 150 Jahren einen wichtigen Beitrag geleistet, dass „Bildung für alle“ möglich wurde. Zur Erfolgsgeschichte gehöre wesentlich, dass christlicher Werte wie Ehrfurcht vor der Schöpfung, Nächstenliebe, Toleranz und Gerechtigkeit in den Bildungsauftrag einfließen. Diese Werte seien gerade heute wichtig, deshalb sei die Schule in einer krisenhaften Zeit sehr gut für die Zukunft aufgestellt.
Welche besonderen Qualitäten „unsere Lender“ hat, beschrieben Claudia Vygen (Elternbeirat), Oberbürgermeister Manuel Tabor (Vereinigung der Altsasbacher) sowie Sarah Back und Felix Claes (Schülersprecher) aus ihren Perspektiven, so dass sich daraus ein sehr interessantes Bild einer modernen „Heimschule“ entwickelte. Dieses kam während des Tages mit niveauvoller Musik zum Klingen, im feierlichen Gottesdienst mit Generalvikar Christoph Neubrand durch das Musikprofil 9 (Leitung Ellenkrämer) sowie beim Festakt durch das Sinfonieorchester (Leiter Ulrich Noss), den Jugendchor (Leiterin Christine Alshut) und die Bigband (Leader Stefan Nowak).